Café Ramsauer Bad Ischl

Das muss man sich einmal vorstellen: da heiratet einer (1893!) eine als „Sexwunder“ bezeichnete Schauspielkollegin und lässt sich schon in der Hochzeitsreise nach Graz – unbemerkt – so große Hörner aufsetzen, dass die Liaison gleich weiter nach Bad Ischl mitreist. Im Sommerfrischezentrum der damaligen Zeit kauft sich das frischgetraute Paar eine Villa und zwei brandneue Fahrräder, mit der sie Richtung Hallstatt radeln. Just als sie in Goisern am Bahndamm den gerade eingetroffenem Zug aus Wien passieren, hängt einer der reichsten Männer des Landes – Bankier Albert Baron Rothschild – seinen Kopf aus dem Fenster. Madame erkennt den Rotschopf, der sich hin und wieder schon im Publikum gezeigt hatte und wittert die finanzstarke Chance! Die Dinge nehmen ihren Lauf und wie so oft erfährt der Ehemann als letztes davon.

Die Affären seiner Helene Odilon, der die Männer zu Füßen lagen, brachten Alexander Girardi an den Rand des Wahnsinns. Um sich die Eifersuchtsszenen zu ersparen überredete Helene den wohlbekannten Arzt Dr. Wagner-Jauregg ein kleines „Gemeingefährlichkeits“-Ferngutachten zu erstellen, damit er per Zwangseinweisung aus dem Verkehr gezogen werde. Girardi wurde aber gewarnt, als die Polizei vor der Türe stand war er in der Verkleidung eines Hausierers bereits unbemerkt auf dem Weg zu Katharina Schratt, mit der er in Wien und in Ischl große Theatererfolge gefeiert hatte. Frau Schratt verwendete sich beim Kaiser für ihn, das Gutachten musste zurückgezogen werden. Auf ihr Betreiben wurde ein Gegengutachten erstellt und Girardi als „geistesgesund“ erklärt. Übrigens die Grundlage der Neurologie-Reform unter Kaiser Franz Josef.

In seinem Ischler Stammlokal Café Ramsauer scheint Alexander Girardi immer noch präsent. Jedenfalls zeugt eine Plakette auf der Fassade von seiner Strahlkraft.

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Alexander Girardi

(Foto Alexander Girardi: http://www.wvlw.at/archiv/f-wienerlied.html)