Hallstatt in Zeichen von Corona
Hallstatt in Zeichen von Corona
Hallstatt in Zeichen von Corona
Hallstatt in Zeichen von Corona
Hallstatt in Zeichen von Corona
Hallstatt in Zeichen von Corona

Wir sind eine bunte Familie. Mein Bruder hat bei einem Forschungsaufenthalt in Kanada vor ewigen Zeiten seine kanadische Frau Lenna kennengelernt. Sie ist chinesischer Abstammung, war allerdings noch nie in Asien. Beide leben in Vöcklabruck, er ist ein gefragter Alternativmediziner, auf einen Termin wartet man einige Monate lang. Die Arbeit meiner Schwägerin in der Ordination ist unverzichtbar.

Der über mehrere Jahre dauernde Arbeitsaufenthalt für die Casino AG meines Cousins in Ankara hat uns eine türkische Cousine beschert, die bestens integriert in Gmunden lebt und als Lehrerin arbeitet. Zu Familienfeiern bringt sie herrliche türkische Köstlichkeiten mit.

Der erste „Ausreißer“ war schon mein Vater, Siebenbürger Sachse aus Hermannstadt. Er kam im Krieg als Flüchtling nach Österreich in das Land seiner Vorfahren, dass sie aufgrund ihres Glaubensbekenntnisses viele Jahre früher verlassen mussten. Das „Andere“ ist für uns sozuagen ganz normal. 

Nicht normal sind Begebenheiten, die wütend machen und zum Nachdenken anregen. Wie letzte Woche in einem Burgerlokal in Vöcklabruck. Meine Nichte und mein Neffe (beide um die 20) wurden ob ihres chinesischen Einschlages wegen Corona von einer großen Gruppe junger Menschen beschimpft und angepöbelt. Zum Schluss wurden sie noch mit Speiseresten beworfen. Meine Nichte erzählte es Samstag Abend bei einer polyglotten Familienfeier. Ich war und bin immer noch ehrlich schockiert, was alles möglich ist.

Quasi aus Soliadarität bin ich Sonntag nach Hallstatt gefahren. Einerseits um in die Situation hineinzuspüren. Andererseits wollte ich die weniger stark frequentierte Stadt wieder einmal pur erleben. Der erste AHA-Effekt bot sich am Bahnhof in Bad Ischl. Normalerweise sind Zug und Bahnsteig am späten Vormittag schon sehr voll und die Kofferdichte hoch. Diesmal habe ich in einem beinahe leeren Zug nur eine Asiatin getroffen.

Dasselbe im Zubringerschiff von der Bahnstation. Ein paar Ostsprachen, zwei Asiatinnen, ich und gähnende Leere.  „Mindestens 70% weniger Besucher“ sagte der Kapitän, als er sich mit dem Desinfektionsmittel die Hände reinigte. In Hallstatt kann man jetzt jeden Winkel unverstellt genießen. Am Weg zur Bahnstation, die zu den Salzwelten führt, habe ich ganz wenig Menschen getroffen. Am Skywalk und beim Kaffee auf der Terrasse vorm Rudolfsturm herrscht Entschleunigung pur. Einheimische und Bedienstete können einmal durchatmen. Die Frühlingssonne war verheißungsvoll.

Dann kam der Hubschrauberlärm. Die Spanier neben mir waren begeistert von der Flugshow. Wer allerdings gerne am Krippenstein wandelt wie ich, weiß, dass das nichts Gutes zu verheißen mag.

Nach und nach wurden die Lawinenopfer ins Tal geflogen. Am Skywalk standen wir plötzlich zwischen Himmel und Erde und sahen betroffen zu. Die Frühlingsgefühle zerronnen in der Sekunde. Dem Berg ist Corona einfach egal.