Löwendenkmal Traunkirchen

Ich bin mit drei Löwen aufgewachsen. Einer saß bei meiner Großmutter auf der harten Ledercouch, war relativ steif (vermutlich ein Steif-Tier), übersiedelte dann mit ins Altenheim und sein Schweif wurde täglich von ihr mit einem Kamm gerade gebürstet wie die Teppichfransen am Boden.

Der zweite Löwe war in einer Absperrung Teil eines Gasthauses am Attersee und hätte ich Rilke damals schon gekannt, hätte ich angesichts des „müden Blickes“ – Auge in Auge mit dem Löwen – vermutlich ein paar Tränen vergossen.

Der dritte Löwe wacht heute noch am Traunsee und ist nach dem Bau der Umfahrung von Traunkirchen deutlich ins Abseits geraten. Der Löwe – so erzählte man es uns damals – besäße keine Zunge, weshalb sich der Künstler bei der feierlichen Eröffnung in den See gestürzt habe und ertrunken sei. Bei jedem Ausflug ins Salzkammergut taten sie mir beide leid: der Künstler und der Löwe.

Heute weiß ich, dass das Löwendenkmal 1861 anlässlich der Fertigstelllung der Straße zwischen Gmunden und Ebensee zu Ehren Kaiser Franz Josefs errichtet worden ist und den Zugang zum eigentlichen (inneren) Salzkammergut markiert. Die Zunge ist vorhanden, zugegebenermaßen aber etwas klein geraten. Dafür war eine der Pranken jahrelang verschollen (und nicht wie befürchtet 1963 beim Anschlag von Neofaschisten zu Bruch gegangen), sitzt mittlerweile aber gut restauriert wieder an ihrem denkmalgeschützten Platz.

Die Inschrift am Granitsockel beinhaltet folgenden Spruch: „Das Machtgebot / Sr. k. k. apost. Majestät / KAISERS FRANZ JOSEF I. / Bahnte am steilen Seegestade / Die ebne Felsenstraße / Zur Förderung des Verkehrs. / Felsenfest gründet sie / Des Wanderers Bahn, / Des Volkes Dank. / Eröffnet im Jahre MDCCCLXI“.

Aus nostalgischen Gründen habe ich den vom Straßenniveau so mächtig und erhabenen Löwen vor wenigen Tagen wieder einmal besucht und bin am gegenüberliegenden Felsvorsprung in die Höhe geklettert. Er sah seltsam erschreckt aus!