Hereinspaziert!

Dieses Buch ist eine Sensation! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie lange Christoph Brandhuber recherchiert hat. Denn diese Fülle an Informationen und Querverweisen sind ein unendlicher Schatz für jeden historisch an Bad Ischl Interessierten. Und selbst wenn man glaubt, dass man schon gut in die Materie vorgedrungen ist, findet sich auf jeder Seite etwas Neues.

Zentral stehen die Geschichten von zehn „Prachtvollen Hotels, alten Gaststätten und legendären Familien“ und deren teils außergewöhnlichen Schicksale. In der Tat ist dieses Buch eine umfassende, außerst lebendig geschriebene Dokumentation des Kurortes Bad Ischl zur Zeit der kaiserlichen Sommerfrische und seiner Entwicklung dazu. Autor Brandhuber ist Leiter des Universitätsarchives der Paris-Lodron-Universität in Salzburg und von Berufs wegen sicher damit vertraut, auch in außergewöhnlichen Ecken noch Spuren zu finden. Für dieses Buch hat er neben einer Vielzahl an Quellen auch die Grundbücher im OÖ. Landesarchiv sowie Geburts-, Heirats- und Sterbedaten in Kirchenbüchern studiert.

Hotel Bauer am Fuße des Kalvarienberges

Der Vergessenheit entrissen hat Brandhuber das zur damaligen Zeit dem absolutem Luxus verschriebene „Hotel Bauer“ am Fuße des Kalvarienberges, das nach dem Krieg als Lazarett, Privatsanatorium und zum Schluss auch Schule fungierte und in den 1970iger Jahren abgerissen worden ist. Zu seiner Glanzzeit stiegen dort der deutsche Kaiser Wilhelm und der brasiliansiche Kaiser Peter II genauso ab, wie die Bankierfamilie Ephrussi, die das gesamte Hotel für eine Hochzeit mieteten.

Hochinteressant sind auch die Parallelen zur Entwicklung von Bad Gastein durch die Hochzeit des Besitzers des legendären Ischler Hotels Post, Franz Koch, mit Juliana, der Tochter des Gasteiner Hoteliers Straubinger, die in Gastein den Bade- und Gastronomiebetrieb des Vaters führte und wesentliche Erfahrungen mit nach Ischl bringen konnte. Das unternehmerischen Geschick der Frauen erlebte zur Zeit der Sommerfrische starke Auftritte. Auch darüber darf man sich beim Lesen freuen.

Autor Brandhuber ist gebürtiger Ischler und entstammt – wie es im Vorwort heißt – einem Großteil der dargestellten Familien bzw. ist mit ihnen verschwägert.

Das würde ich als ausgesprochenen Glücksfall werten. Denn sonst hätte es dieses Buch wohl nie gegeben!

Buchtipp „Hereinspaziert!“

Christoph Brandhuber: Hereinspaziert! Prachtvolle Hotels, alte Gaststätten, legendäre Familien in Ischl. Verlag Anton Pustet, 309 Seiten, € 32,00