
In den letzten Jahren hat sich in Ischls publikumsträchtigen Villen etwas getan. Das Stadtmuseum hat sich wie Phönix aus der Asche völlig neu erfunden. Die Leharvilla ist entstaubt und generalsaniert. Allen voran hat sich aber das Marmorschlössl im Kaiserpark eine Position erobert, die – wie es selbst – darübersteht. Zu verdanken ist dies Dr. Alfred Weidinger, der mit dem Wechsel an die Spitze der ehemaligen Landesmuseen – heute landeskultur gmbh – einen frischen Wind nach Ischl geleitet hat, der internationels Kunstflair verbreitet. Nach den Dirndlschauen war es im Kulturhauptstadtjahr der Dialog von niemand geringerem als Ai Weiwei mit der Hallstattkultur, der für Aufsehen sorgte. Heuer ist es Erwin Wurm, der mit seinen Exponaten durch den Garten ins neue Kunst-Mekka des Salzkammergutes führt: das Marmorschlössl.
Seinen Namen verdankt es dem verwendeten Material, obwohl strenggenommen – kein Marmor, sondern unterschiedliche Kalksteine aus der Region (Traunsee-Marmor, Pötschen-Marmor, Truchtlinger Marmor) verwendet worden sind. Ursprünglich hieß es das „Cottage“ im „Elisabethen-Stil“ nach der englischen Königin. Verpflichtet dafür wurde der k.u.k. Hofgärtner Franz Rauch, der es zwischen 1856 und 1861 errichtete. Es war das Hochzeitsgeschenk des Kaisers an seine Frau, durchaus aber auch als repräsentativer Rahmen für Gäste außerhalb der Kaiservilla gedacht. Im Obergeschoß war dazu ein eigenes Gästeappartement eingerichtet. Vorher stand dort die „Jausenstation in der Schmalnau bey Ischl“ wie eine Lithographie aus dem Jahr 1841 zeigt.
Der geplante Frühstückssalon von Sisi wurde bald mehr: er war ihr Fluchtort, wo sie Gedichte schrieb und der Welt noch etwas mehr entrückt sein konnte.

Nach dem ersten Weltkrieg (ab 1926) wurde es komplett ausgeräumt und von der Wiener Molkerei (heute NÖM) als exklusive Außenstelle das Milchkurhaus „Café Cottage“ eingerichtet. In einem alten s/w-Werbefilm der „Wimo“ sind in den letzten Minuten interessante Aufnahmen bei Vollbetrieb des Kaffeehauses zu sehen.
Seit 1978 ist es Teil der OÖ. Landesmuseen, harrte knapp 40 Jahre lang als Fotomuseum mit interessanter Sammlung mehr oder weniger unbeachtet seiner Dinge und wurde 2021 zu völlig neuem Leben erweckt.



An einem verregneten Sonntagmorgen Anfang Oktober. Mit dem Besuch der Ausstellung von Erwin Wurm im Inneren des Schlössls habe ich bewusst den ganzen Sommer auf jene Zeit gewartet, wo man sich Muße zum Betrachten nehmen kann. Außen war ich schon einmal Ende Mai. Ohne Schirm und dicker Jacke geht es heute nicht. Gestärkt von einem Zauner-Frühstück mit vollkommener Handsemmel komme ich um 9.55 Uhr zum noch verschlossenen Außentor des Kaisergartens und staune: die Schirm-an-Schirm-Reihe sieht aus wie eine bunte Perlenkette.
Die werden alle in die Kaiservilla gehen denke ich noch beschwingt. Weit gefehlt …
Die Ausstellungen sind von Mai bis 26. Oktober zugänglich, das Marmorschlössl ist nicht winterfest.








