Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle
Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle
Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle
Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle
Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle
Toleranz am Weg: die Schwarzbachlochhöhle

Einst waren es geheimnisvolle Pfade, die nur im Verborgenen weitergegeben wurden. Im Salzkammergut gab es viele davon. Die einen waren die Grundlage von Handelsbeziehungen, andere zum Schmuggeln auserkoren. Und dann gab es noch jene, auf denen man verborgen wandelte, um seinen Glauben zu leben. Zwei Jahrhunderte lang wurden die Evangelischen verfolgt und vertrieben und zogen eine Spur vom inneren Salzammergut bis nach Rumänien, wo sie als Landler eine neue Heimat begründeten. Die Vorfahren meiner Großmutter waren auch dabei.

In der Schwarzbachlochhöhle in Bad Goisern versammelten sich die hier gebliebenen Geheimprotestanten regelmäßig, um nach dreistündigem Aufstieg die evangelische Messe zu feiern. Zumeist vor dem katholischen Gottesdienst, denn nach außen hin musste der Schein gewahrt werden. Die fast 100 m² große Höhle ist auch heute noch einen Besuch wert und ausgewiesener Glücksplatz obendrein. Drei Stunden muss man auch nicht mehr investieren, sondern kann bequem auf der Straße zum Hütteneck – bis zum Parkplatz Flohwiese mit dem Auto fahren.

Der dort beginnende 2 Kilomter lange „Toleranzweg“ ist bestens beschildert, abwechslungsreich über herrliche Wiesen und Waldwege (tlw. etwas steil und steinig) in einer knappen Stunde zu bewältigen. Ein Pfad, der nicht nur in die direkte Natur, sondern auch weit zurück in die Geschichte des Glaubens in Österreich führt. Interessant, bewegend, abenteuerlich. Für Kinder auf alle Fälle geeignet. Festes Schuhwerk ist unabdingbar, dann kann man ihn aber auch – wir ich vor wenigen Tagen – bei Nieselwetter gehen.

Für die Schwarzbachlochhöhle ist eine Taschen- oder Stirnlampe zu empfehlen, die mehr hergibt als das Handylicht. Dann kann man den „Naturdom“ als solches noch besser erfassen. Dem Wetter entsprechend war sie reichlich mit Wasser gefüllt ein „Bach“ säuselte musikalisch von der Höhlendecke. Beim Anblick musste ich sofort an Johann Sebastian denken: Wenn man Gott mit seiner Musik nicht ehrt, ist die Musik nur ein teuflischer Lärm und Krach. Hätte Bach im Salzkammergut gelebt, hätte er sich vielleicht auch in der Schwarzbachlochhöhle verborgen. Er starb 31 Jahre bevor Kaiser Joseph II 1781 das Toleranzpatent erließ und damit die Religion Andersgläubiger legitimierte. In Gosau, Goisern und Ischl waren es mutige Frauen, die sich als erste dazu in der öffentlichkeit bekannten.