Ich gestehe, ich bin total hinten mit meiner Bloggerei. Dabei fehlt es nicht an Themen, ganz im Gegenteil. Der Bücherstapel wird ständig höher, draußen locken die Wanderwege, das Mountainbike wird geschmiert, Bremsbacken ausgetauscht. Ein paar Grad noch wärmer und schon kann es wieder losgehen in die unterschiedlichen Salzkammergut-Destinationen.

Bei den Recherchen für mein neues Buch Winterzauber im Salzkammergut durfte ich viel Neues kennenlernen und Menschen begegnen, die meinen Blick auf das Wesentliche geschärft haben, wie Fritz Wolf aus Scharnstein, der vor 28 Jahren die Waldschule Almtal gegründet hat.

Seit er mir seinen Wald gezeigt hat, erlebe ich die Bäume bei meinen frühmorgendlichen Waldrunden völlig anders und ist mir das wunderschöne Buch „Der Alpenwald“ des Benevento-Verlages so richtig ans Herz gewachsen. Gerade im Salzkammergut hatte der Wald als Lieferant für die Sudöfen der Salinen eine unglaublich wichtige Bedeutung und wurde bis zur Unkenntlichkeit ausgebeutet. Das Holz, die notwendigen Triften und Bringungswege zur Saline haben die ganze Region in Atem, aber auch zusammengehalten. Der Attersee, Wolfgangsee oder das Almtal waren dabei genauso eingebunden, wie das ursprüngliche „Kammergut“.

Den Ordnungen und Gesetzen aus der Forstwirtschaftsgeschichte am Beispiel des Salzkammergutes und Salzburg ist in dem beeindruckendem Bildband von Eduard Hochbichler ein eigenes Kapitel gewidmet. Das hat seinen Grund. Die Waldordnung Kaiser Maximilians I. für das Gebiet rund um Hallstatt aus dem Jahre 1509 ist in ihren Grundzügen im heutigen Forstgesetz immer noch erkennbar.

Aus 20 Perspektiven werden die unterschiedlichsten Facetten des Waldes auf Großformat durchleuchtet, ein ganzes Autorenteam hat mitgemacht. Fundierte Waldkenner, Biologen, Journalisten, Meteorologen, um nur einige zu nennen. Hochbichler selbst hat Forstwissenschaften an der BOKU studiert und unterrichtet heute dort am Institut für Waldbau.

Mehr als 400 Seiten haben die Natur- und Kulturbeschreibungen Raum, sich zwischen einer so großen Vielzahl von Fotos zu verstreuen, dass man glaubt, echte Waldluft beim Lesen zu atmen. Dieses Buch führt von der Vergangenheit in die Zukunft, beantwortet Fragen, präsentiert Bäume und Waldbewohner, den Stoff aus dem Wohlbefinden getischlert wird und nicht zuletzt die „Cuisine Alpin“: Zutaten aus dem Wald, zubereitet wie anno dazumal. Auch der Wald in der Literatur hat in einem Kapitel Platz gefunden:

Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte. Ich wollte das Dasein auskosten. Ich wollte das Mark des Lebens einsaugen! Und alles fortwerfen, das kein Leben barg, um nicht an meinem Todestag innezuwerden, dass ich nie gelebt hatte.

Henry Davis Thoreau

Dieses Buch ist ein Beweis dafür: Lesen verändert das Bewusstsein.

BUCHTIPP: Eduard Hochbichler: Der Alpenwald, Benevento Verlag, 408 Seiten, € 78,00