Alfred Komarek "Salz und Österreich"

Nun ist es also soweit, der Countdown zur Kulturhauptstadt hat begonnen. Die Erwartungen sind groß, der Enthusiasmus steckt in den Startlöchern. In der Vorstellung jodelt es mir schon aus dem Kurpark entgegen. Wer nicht nur den Moment des Augenblicks genießen will, sondern mehr zu den Grundlagen des Salzkammergutes wissen möchte, sollte Alfred Komareks „Salz & Österreich. Ein Mineral macht Geschichte“ lesen. Es ist ein Hochgenuss.

Vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten hieß das Buch noch „Österreich mit einer Prise Salz“, war Jahrelang vergriffen und konnte nur dank übersichtlicher online-Antiquariate Eingang in meine Salzkammergutbibliothek finden. Die Neuauflage kam genau zur richtigen Zeit, hat ein Kapitel gewonnen, Fotos wurden getauscht. Abgesehen davon ist der Text gleich geblieben. Gottseidank.

Alfred Komareks literarischen Qualitäten sind Garant für eine unterhaltsame Lektüre, selbst Sachbücher wie dieses, sind von jeder Sperrigkeit befreit, ohne sich inhaltlich dabei abzuschwächen. Seine Recherchen sind profund, seine Gabe diese bildhaft in Sprache zu übertragen beinahe einzigartig. Darüberhinaus muss man sagen: in der 7.000-jährigen Salzgeschichte fallen die Veränderungen der letzten 26 vermutlich nicht wirklich ins Gewicht. Unbezahlbar sind sein Beschreibungen der Natur:

„Diesem tektonischen Vorspiel folgte vor etwa hundert Millionen Jahren das himmelstürmende und ziemlich gewalttätige Schauspiel von der Entstehung der Alpen. Kontinente gerieten in Bewegung … so ist auch das Salzgebirge der Hallstätter Zone ein Stück ambulantes Gebirge, urpsrünglich südlich der heutigen Kalkalpen gelegen.“

Darüberhinaus hat der gebürtige Bad Ausseer, der vielen als Autor der „Polt“-Kriminalromane bekannt ist, damals schon Scharfsinn bewiesen. Als wären die ersten Zeilen heute geschrieben:

„Irgendetwas stimmt nicht mit unserer Gegenwart. Es geschieht zwar jede Menge, aber es fehlt an der rechten Qualität. Seit wir uns nicht mehr als wundersame Geschöpfe eines unbegreiflichen Universums sehen, sondern als Erfüllungsgehilfen der Marktwirtschaft, bleiben die Träume am Boden, sind die Lüste banal und geht die Sehnsucht mit der Mode. Wir leben weit und breit statt hoch und tief.“

Dem kann ich eigentlich nur mehr eines hinzufügen: lies dieses Buch!

BUCHTIPP

Alfred Komarek: Salz & Österreich. Ein Mineral macht Geschichte. Verlag Kremayr & Scheriau, 208 Seiten, € 26,00