Dickchädls Reisen - Anton Bruckner

„Sie ist leidend und ohne ausreichend Spielraum und überhaupt eines Kaiserorganisten nicht würdig!“ Wer so ein vernichtendes Urteil abgibt, muss mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein gesegnet sein. Anton Bruckner war Ischl durch seine Freundschaft mit Johann Nepomuk Attwenger sehr verbunden. Am gleichnamigen Weinhaus hängt heute noch eine Tafel, die daran erinnert. Mit der Kirchenorgel konnte er aber nicht warm werden. Bis er 1878 zum „wirklichen“ Hoforganisten bestellt worden ist, spielte er nur zur Unterhaltung. Legendär sollen die Variationen der Kaiserhymne verbunden mit dem „Halleluja“ aus dem Messias von Georg Friedrich Händel anlässlich der Hochzeit der Kaisertochter Marie Valeri mit Erzherzog Johann am 31. Juli 1890 gewesen sein.

Der Naturmensch Bruckner war ein Reisender, der gerne Menschen besuchte und Orgeln so zurichtete, dass sie danach repariert werden mussten, wie in Bad Goisern. In äußerst humorvoller Weise hat ihm – seinen Reisespuren durch 35 Orte folgend – der gebürtige Bad Ischler Florian Sedmak unter dem Titel „Dickschädls Reisen. Durch Oberösterreich mit Anton Bruckner“ ein Andenken gesetzt, nach dessen Lektüre vermutlich mehr in Erinnerung bleiben wird, als nach dem Lesen einer klassischen Biografie.

Sedmaks literarischen Ergüsse sind faszinierend zu lesen.

Er verbindet die Gegenwart der einzelnen Orte mit ihrem geschichtlichen Erbe und Bruckners Dasein und Zutun mit einer Leichtfüßigkeit, der man sich nicht entziehen will. Ganz im Gegenteil, man möchte einfach mehr von ihm lesen!

Überhaupt ist dies ein Buch, das man sich ins Auto oder unters Klimaticket legen könnte, um einmal echt auf Bruckners Spuren unterwegs zu sein. Heuer im großen Brucknerjahr würde sich das wirklich anbieten. Die Begleitmusik zum jeweiligen Ort des Geschehens wird anhand eines QR-Codes und Link zu den jeweiligen Brucknerklängen auf Spotify gleich mitgeliefert. „Dickschädls Reisen“ ist nicht nur ein gutes Buch, sondern auch ein gelungenes Verlagsprodukt (Pustet-Verlag), das zeigt, wo die Zukunft der Bücher hingehen könnte.

Die von Anton Bruckner besuchten Orte im Buch:
Ansfelden, Attersee, Bad Goisern, Bad Ischl, Bad Kreuzen, Eferding, Enns, Gmunden, Grein, Hörsching, Kirchdorf an der Krems, Klaus an der Phyrnbahn, Kremsmünster, Kronstorf, Leonding, Linz, Luftenberg an der Donau, Micheldorf, Neufelden im Mühlkreis, Ottensheim, Perg, Ried im Innkreis, Schlierbach, Schwanenstadt, Sierning, St. Florian, St. Marienkirchen an der Polsenz, Steyr, Steyregg, Ternberg, Vöcklabruck, Wels, Wilhering, Windhaag bei Freistadt, Wolfern

Buchtipp

Florian Sedmak: Dickschädels Reisen. Durch Oberösterreich mit Anton Bruckner. Verlag Anton Pustet, 272 Seiten, € 25,00