Nichts geht mir im Moment mehr ab als der Wald. Überhaupt im Frühjahr, wenn das Moos so unglaublich schillernd in seinen Bann zieht. Nach drei Monaten postcoronaler Erschöpfung bin ich dankbar für jedes Grün, das mir im Garten entgegenwächst. Die Atlaszeder grüßt frühmorgens beim Fenster herein. Den richtigen Wald, in dem ich sonst frühmorgendlich ohne erreichbar zu sein wandle, kann sie mir nicht ersetzen.

Sehr nahe kommt Armin Walchers Buch „Zeitlos in Begegnung. Im Wald“, eine fotografische Liebeserkärung des in Pürgg am Rande des steirischen Salzkammergut lebenden Fotografen. Beim Blättern durch diesen wunderbaren, großformatigen Fotoband geht mir das Herz auf, weil es genauso ist, wie Walcher es im Vorwort schreibt und auf jeder Seite zu sehen und gleich darauf zu empfinden ist:

Der Wald ist eine eigene Welt, in der jedes Gefühl und jeder Gedanke Platz hat. … Er kann alles auf einmal sein, weil es nichts gibt, das ablenkt oder stört: Rückzugs- und Sehnsuchtsort, Kraftplatz, Raum für Reflexion und Fantasien.

Walchers Wälder sind jene der Steirmark, aber stellvertretend für ganz Österreich. In den Bildern hat er mystische Plätze eingefangen, die für jene, die sich darauf einlassen, Geschichten erzählen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Raureif, Nebel, Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten, bis auf Regen ist alles darin zu finden. Auch mit der Sonne und Sommeransichten hat Walcher gespart. Das ist schön so. Es zeigt den Wald, wie er ist, wenn die Stille über ihn ruht und sich die ganze Kraft der Natur ausbreitet.

Die Einteilung der Kapitel nehme ich als persönliches Mantra mit auf den Weg: „Der Rückzug / Die Begegnung / Die Fantasie / Die Reflexion / Die Sehnsucht / Die Kraft.“ In der Sehnsucht bin ich bereits angekommen.

Buchtipp:

Armin Walcher: „Zeit-los in Begegnung.“ Im Wald. Fotobildband, Benevento Verlag, 264 Seiten, € 90,00

Zeitlos. Im Wald.